Johann Anzenberger


Aus der Laudatio für den Nachwuchspreis der Luisenburg-Festspiele

 

Er ist schon eine bemerkenswerte Kreatur. Einer, der in Haag in Oberbayern aufwachsen muß, nimmt keinen Ballettunterricht. Doch Johann Anzenberger setzte sich durch. Er schulte seinen Körper, seine Aussprache, seine Stimme, und er stand schon während seiner Schauspielausbildung in Salzburg auf der Bühne. Er spielte das Hänschen Rilow in "Frühlings- Erwachen“, den Spitz in "Max und Moritz - Toxic Twins“ und den Bernhard in "Tod eines Handlungsreisenden“. Der Stadt Salzburg blieb er treu, spielte dort am Schauspielhaus beispielsweise das Solostück "Novecento“ und am Jugendtheater Akzente Salzburg.

 

Nach einem Gastspiel in Bruneck entdeckte ihn Michael Lerchenberg bei der Sommerakademie für bairisches Volksschauspiel. Mit Maria Hafner und Katharina Schwägerl bildete er in diesem Rahmen die Kreativgruppe "Kabarett“, wo er seine besonderen Qualitäten ausleben konnte, sein Gespür für Satire und Selbstironie, seine Musikalität, seinen ganzen Körpereinsatz. Hinreißend spielte er das kleine Mädchen mit Zöpfen und Blockflöte, authentisch ging er mit seinem Dialekt um, den er sich zuvor in der klassischen Sprechausbildung professionell abtrainieren ließ.

 

In der vergangenen Spielzeit debütierte er auf der Luisenburg und überzeugte in Brechts "Mutter Courage“ ebenso wie im Familienstück "Michel aus Lönneberga“ als Dr. Pfusch u.a., und fällt schon im Volksstück "Der Brandner Kaspar“ auf.

 

Er bringt sich auch diese Saison wiederum als Jäger und Klarinettist wunderbar beim "Brandner Kaspar“ ein, gibt der kleinen, aber feinen Rolle des Nantwein wahre komödiantische Größe, sticht als besondere Creature aus dem "Rocky Horror Show“-Ensemble heraus - überflügelt aber schier alles als Rabe Abraxas, der wirklich gute Freund der Kleinen Hexe. Hier beweist er einmal mehr seine Begabung für Groteskes, hier kann er seine herrliche Körperbeherrschung ausspielen, seine Freude am Komödiantischen, am Tanz, an der Musik.

 

Wir erinnern uns: Mit Katharina Schwägerl, der Darstellerin der Titelrolle, gestaltete er in diesem Sinn schon ein Weihnachtsprogramm "Ochs und Esel“. Dass er aber seine Spezialbegabung mit bairischen Lesungen, mit Jodeln und Musizieren im Münchner Hofbräuhaus verschwendet, finden wir, die Juroren: Das geht zu weit!

 

Zur "Strafe“ wird ihm hiermit der REHAU-Nachwuchspreis der Luisenburg-Festspiele verliehen, damit ihm hoffentlich endgültig das "oans, zwoa, gsuffa“ ausgetrieben wird. Möge er noch lange der Luisenburg und dem hier vertretenen Geist des authentischen Volks-Stücks die Treue halten, hier, wo ihn Tausende von Zuschauern und die Kritikerjury begeistert, aber nüchtern(!) aufgenommen und ins Herz geschlossen haben.